Wien, bekannt für seine klassische Musik und seine imperiale Architektur, hat auch eine blühende Straßenkunstszene. Von farbenfrohen Wandmalereien bis hin zu systemkritischen Graffitis, erzählen die Wände der Stadt Geschichten von Kultur, Innovation und Geschichte. Ob du nun ein lokaler Kunstliebhaber oder ein Besucher in Wien bist, Wien bietet urbane Kunst für jeden.
Bereits 2012 gestaltete Franz Graf den Hauptbahnhof/U1 Südtiroler Platz um. Das Werk ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Kunst auch öffentliche Räume gestalten können.
Der Künstler verwendet Landkarten und Verbindungslinien, die das komplexe Zusammenspiel zwischen Worten, Gedanken und den inneren Reisen der Reisenden, die den Bahnhof passieren, symbolisieren. Diese von Horoskopen inspirierten Elemente verweisen auf unsichtbare Beziehungen und Verbindungen, die über das Weltliche hinausgehen.
Grafs Kunst umfasst eine faszinierende Mischung aus geometrischen Symbolen, fragmentiertem Text, organischen Mustern und abstrahierten Porträtfotos. Diese Elemente fließen wie Filmsequenzen oder Traumlandschaften ineinander und schaffen eine vielschichtige visuelle Erfahrung.
Standort: Passage Wien Hauptbahnhof U1 Südtiroler Platz – Hauptbahnhof, 1040 Wien
Ein riesiges Wandgemälde, inspiriert von Picassos „Frau mit weißer Taube“, ziert den Außenbereich des Vienna International Center in der UNO-City. Das Werk wurde vom Kulturverein Calle Libre initiiert, der das gleichnamige Straßenkunstfestival in Wien organisiert, und vom australischen Straßenkünstler Fintan Magee realisiert.
Das Wandbild zeigt eine Frau mit einer weißen Taube, die aus ihren Händen fliegt – für Magee ein Symbol dafür, dass Frieden zerbrechlich ist und nicht als selbstverständlich angesehen werden kann.
„Ich habe das Glück, in einer Demokratie aufgewachsen zu sein, ich komme aus Australien. Wenn ich an Frieden und Menschenrechte denke, denke ich an mein Privileg, dass ich mir um diese Dinge keine Sorgen machen musste. Ich möchte diese Botschaft vermitteln – als Künstler ist das mein kleiner Beitrag.“ – Fintan Magee
Der innovative Glasmustereffekt unterstreicht die Zerbrechlichkeit und Unvollkommenheit des Menschen.
Drei Wochen wurde an dem Wandbild gearbeitet, um die 1.000 Quadratmeter große Fäche umzugestalten, und das Design sendet eine starke Botschaft über die Bedeutung von Kunst im öffentlichen Raum.
Standort: Wagramer Straße 5, 1220 Wien
Im Rahmen des Projekts Cash, Cans & Candy der Galerie Hilger wurde das 150 Jahre alte Silo der Ankerbrotfabrik in Wien zur Leinwand für die international renommierten Street Artists Shepard Fairey (Los Angeles), Faith47 (Südafrika), FAILE (New York) und Katrin-Sophie Batz. Diese großformatigen Wandgemälde, die 2013 fertiggestellt wurden, verwandelten das funktionale Getreidesilo in ein ikonisches Wahrzeichen der Wiener Urban Art-Szene.
“Die Murals altern auf eine beeindruckende Weise – sie entwickeln mit der Zeit eine eigene Patina, die ihnen noch mehr Charakter verleiht. Für mich war es wichtig, etwas zu schaffen, das nicht nur ästhetisch ansprechend ist, sondern auch Emotionen weckt und zur Reflexion anregt – nicht nur für die AnwohnerInnen im Viertel, sondern auch für Menschen, die daran vorbeigehen, mit dem Auto vorbeifahren oder bewusst anreisen, um die Werke dieser Künstler:innen zu sehen.” – Katrin-Sophie Batz
These projects demonstrate the transformative power of street art, turning industrial spaces and urban landscapes into living canvases that connect heritage with contemporary creativity.
Standort: Absberggasse 35-37, 1100 Wien (Fotos: Katrin-Sophie Batz)
In seinem ersten in Österreich entstandenen Werk huldigt der renommierte brasilianische Künstler Eduardo Kobra zwei seiner größten Inspirationen: den österreichischen Malerikonen Gustav Klimt und Egon Schiele. Mit seinem unverwechselbaren Stil und seiner leuchtenden Farbpalette interpretierte Kobra das berühmte Foto von Klimt mit seiner Katze neu und platzierte das Duo auf den Dächern von Schieles berühmtem „Krumau – Halbmond der Häuser“.
“Die Einladung, in Österreich zu malen, einem Land mit so großer kultureller Bedeutung, hat mich inspiriert, zwei österreichische Künstler zu ehren, die ich sehr bewundere. Die künstlerische Verbindung zwischen diesen beiden Malern war die treibende Kraft hinter meiner Vision.” – Eduardo Kobra
Durch die nahtlose Verschmelzung der Stile dieser beiden Künstler mit seiner eigenen einzigartigen Perspektive schuf Kobra ein bemerkenswertes Straßenkunstwerk, das die kollaborative und transzendente Essenz der Kunst feiert.
Standort: Wiedner Hauptstrasse 78, 1040 Wien
Am Ende der Sandwirtgasse biegen Sie links in die Marchettigasse ein und folgen ihr bis zur Mollardgasse. Biegen Sie rechts ab, um zum Therese-Sip-Park zu gelangen. Das Wandgemälde hier ist unübersehbar.
Die Wiener Illustratorin FRAU ISA ist dafür bekannt, selbstbewusste Frauenfiguren zu malen. Ihre Figur auf diesem Wandbild trägt eine Vogelmaske, die einen nostalgischen Charme versprüht. NYCHOS, ein international anerkannter Straßenkünstler, fügt Tiefe hinzu, indem er den Brustkorb freilegt – sein typischer Ansatz. Inspiriert vom Erbe des Wiener Jugendstils, verleiht dieses Wandbild der Gegend eine zeitgenössische Note.
Standort: Brückengasse 1, 1060 Wien
Das Werk des Künstlers Yves Netzhammer („Gesichtsüberwachungsschnecken“) stellt die Beziehung zwischen Mensch, Tier und Natur sowie die ständige Veränderung der Elemente dar.
Von der sich bewegenden Rolltreppe aus betrachtet, scheinen sich die „Piktogramme des Alltags“ zu verändern, obwohl sie an ihrem Platz fixiert sind, was die Illusion eines Puzzles erzeugt. Die stilisierten Bilder erkunden auf humorvolle Weise die Techniken moderner Gesichtserkennungsprogramme und setzen sich spielerisch mit Ausdruck und visuellen Identitäten auseinander.
Yves Netzhammer’s installation is a collaborative project by KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien and WIENER LINIEN.
Standort: U1 Altes Landgut, 1100 Wien
Der polnische Künstler BEZT, Mitglied der renommierten Etam Cru, hat in Zusammenarbeit mit der Inoperable Gallery das beeindruckende Wandbild „The Fish Huntress“ am Wiener Brunnenmarkt im 16. Das Kunstwerk bringt einen Farbtupfer auf den belebten Brunnenmarkt, der für seine frischen Produkte und seine lebhafte Atmosphäre bekannt ist.
BEZT nahm sich eine Auszeit von seinen weltweiten Projekten und wählte Wien für diese besondere Kreation, um seinen unverkennbaren Stil mit der lokalen Umgebung zu vereinen.
„Dieses riesige Wandbild ist ein schöner Blickfang für das kulturell vielfältige Viertel. Die Fischjägerin blickt nun auf einen Markt, der bei den Einheimischen als einer der besten Orte bekannt ist, um frische Produkte zu erschwinglichen Preisen zu bekommen“ – BEZT.
In der Nähe trägt das Wandbild zu einer wachsenden Kunstszene im 16. Bezirk bei, wo kleine Galerien und kreative Räume entstehen. Die Fischjägerin dient als Brücke zwischen dem lebendigen Markt und der künstlerischen Innovation Wiens.
Standort: Brunnengasse 38, 1160 Wien
Pi ist eine Medieninstallation in der Westpassage zwischen dem Ausgang der Secession und dem Naschmarkt in der Nähe des Wiener Karlsplatzes. Sie wurde vom kanadischen Künstler Ken Lum geschaffen und am 1. Dezember 2006 offiziell eröffnet.
Die Installation zeigt π mit sage und schreibe 478 Dezimalstellen an und projiziert die zuletzt berechneten Ziffern als Symbol für die Unendlichkeit der Zahl. Auf einer Länge von 130 Metern werden in 16 verspiegelten Vitrinen Echtzeitdaten zu Themen von globalen Fragen bis hin zu Wien-spezifischen Trivialitäten präsentiert, darunter Zahlen zur Weltbevölkerung, zu unterernährten Kindern, zum Schnitzelkonsum und sogar zur Anzahl der verliebten Paare.
Eine zentrale Vitrine bietet Einblicke in Migration und Bevölkerung, unterstützt durch jährliche Updates des SORA-Instituts, das an dem Projekt mitgearbeitet hat. Durch die Verbindung von Kunst, Wissenschaft, Architektur und Soziologie verwandelt Pi den Karlsplatz in ein dynamisches Zentrum für intellektuelle und künstlerische Erkundungen.
Standort: U1/U2/U4 Station Karlsplatz, 1010 Wien
Der Wiener Donaukanal ist das Zentrum der Straßenkunstszene der Stadt. Die Wände entlang des Kanals sind mit Graffiti, Wandmalereien und Botschaften übersät – vor allem auf der Strecke zwischen Augartenbrücke und Franzensbrücke.
Eine ideale Tour beginnt am Schottenring, führt flussabwärts auf der Uferseite des 1. Bezirks, über die Urania auf die andere Seite des Kanals und dann wieder flussaufwärts. Unterwegs laden Open-Air-Restaurants und Bars wie das Neni am Wasser oder die Summerstage zum Verweilen ein. Weiter östlich lockt die Hafenkneipe mit Steckerlfisch, während der Central Garden mit Bouleplatz und lauschigem Schanigarten zu einem entspannten Zwischenstopp einlädt.
Ob Kunst, Kulinarik oder urbanes Strandleben – der Donaukanal ist eine lebendige Freilichtbühne in Wien, die sich jeden Tag neu erfindet.
Standort: Donaukanal, Wien
Header Bild von Christa Posch.